Die Pianistin und Komponistin Clara Vetter (*1996) gehört zu den aufstrebenden Musiker*Innen der deutschen Jazzszene. Ihre Musik zieht Verbindungen vom Jazz zum Impressionismus und zur improvisierten Musik in einer eigenen musikalischen Sprache, die von Vetters sensibler Wahrnehmung der Welt um sie herum geprägt ist. Schon immer war Vetters musikalischer Weg - bewusst wie unbewusst - von audio-visuellen synästhesieartigen Erlebnissen geprägt. Töne, Tonalitäten und Akkordstrukturen haben in ihrer Wahrnehmung bestimmte Farben und Formen. Äußere Eindrücke, die in ihrer Beschaffenheit diesen inneren Bildern ähnlich sind, können zu fruchtbaren Inspirationsquellen werden. So hat Clara Vetter in ihrem neusten Album “Fabulae”, das im Mai 2024 mit ihrem Trio und dem renommierten Berliner Gitarrist Ronny Graupe erschienen ist, Sternbilder in Kompositionen übersetzt.
Bereits im Alter von drei Jahren entdeckte Vetter ihre enge Verbindung zum Klavier. Tägliches Musizieren war für sie immer ein inniges Bedürfnis. Ab ihrem 13. Lebensjahr begann sie an der Musikhochschule Stuttgart klassischen Klavierunterricht zu nehmen. Auch für Jazz, Improvisation und Komposition begeisterte sie sich früh und fühlte sich in dieser neuen Form des Musizierens schnell zu Hause, sodass sie bereits mit 15 Jahren in das Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg aufgenommen wurde. Im Oktober 2012 gewann sie den 1. Preis im Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ in der Kategorie „Solisten über 16 Jahre“. 2018 schloss sie ihr Bachelorstudium in Jazz Klavier an der Stuttgarter Musikhochschule ab und wurde im selben Jahr mit dem „Steinway & Sons Förderpreis Stuttgart" ausgezeichnet. Das Performance Masterstudium 2019-2021 am Kopenhagener Konservatorium ermöglichte ihr, den künstlerischen Wirkungskreis auf internationaler Ebene zu erweitern.
Aus dieser Zeit entwuchs die kollaborative Band Letters From Nowhere, die bereits europaweit konzertierte. Kurz vor der Pandemie beschloss Vetter gemeinsam mit den norwegischen Musikern Håvard Nordberg Funderud an der Gitarre und Bassist Petter Asbjørnsen ein Projekt zu gründen. Durch die aufkommenden nötigen physischen Distanzregeln fand die Band Wege, online nicht nur zusammen zu komponieren, sondern auch Performances zu gestalten. Aus dieser gemeinsamen Arbeit entstand das Konzept, live auf der Bühne neben dem Spielen der kollektiven Kompositionen auch mit eigenen Aufnahmen zu improvisieren und diese mit Effekten zu verfremden - ein Konzept, das Raum und Zeit Konventionen bricht. Clara Vetter erhielt mit diesem Projekt ebenfalls den Preis des Dieter Seelow Jazzfonds 2022. Das Debütalbum des Projekts “Live in Cologne” erschien im März 2023 mit dem renommierten Kölner Schlagzeuger Fabian Arends als Gast.
Kolleg*Innen, die ihr auf ihrem musikalischen Weg begegnen, bringt Vetter in ihrer offenen Band "Clara Vetter Collective" oder seit letztem Jahr auch in der vom Gaggenauer Kulturbüro in ihrer Heimat veranstalteten Reihe “Collectivity” zusammen. In beiden Formaten sollen Musiker*Innen zusammen gebracht werden, die bis dato noch nie zusammen gespielt haben. So soll das Netzwerk aus Musiker*Innen gestärkt und die Inspiration des frischen Aufeinandertreffens verbreitet werden. Dies unter den Spielenden wie im Publikum.
Die Faszination durch Musik zu vereinen, führte Clara Vetter zu spannenden Gelegenheiten als Komponistin für große Besetzungen. Im Herbst 2021 wurde sie ausgewählt, ein Konzert für Large Ensemble für das Stuttgarter Jazztage Festival zu komponieren und aufzuführen. Mit ihren Big Band Arrangements gewann sie 2022 den Bundesjazzorchester Kompositionswettbewerb und schrieb 2023 erstmals für die SWR Big Band.
Clara Vetters innerer Drang, etwas zur Weiterentwicklung der Musik und einem lebhaften künstlerischen und menschlichen Austausch beizutragen, treibt sie an, sich ständig neuen Herausforderungen zu stellen und daran zu wachsen. 2023 wurde ihr der Baden-Württembergische Landesjazzpreis und 2024 ein Stipendium der Baden-Württembergischen Kunststiftung zugesprochen. Solche Unterstützungen ihrer Ideen und Werte spornen sie täglich an, sich mit kritischen künstlerischen sowie sozialen Fragestellungen auseinanderzusetzen, nach immer wieder neuen Lösungen zu suchen und sich für ein gemeinsames Wachsen einzusetzen.